Das Schachspiel hat wie die Liebe, die Musik, die Fähigkeit, den Menschen glücklich zu machen. Ich habe ein leises Gefühl des Bedauerns für jeden, der das Schachspiel nicht kennt, so wie ich jeden bedaure, der die Liebe nicht kennt
Siegbert Tarrasch, dt. Schach-GM (1862 – 1934)
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Die erstaunliche Logik und die mathematische Exaktheit stellen das Schachspiel auf eine Stufe mit jeder exakten Wissenschaft, während Schönheit und Bildhaftigkeit seiner Ausdrucksform im Verein mit künstlerischer Phantasie es in eine Reihe mit allen anderen Künsten rücken lässt
Gottfried Wilhelm Leibniz, dt. Philosoph (1646 – 1716)
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„Schach ist nichts für kleine Geister, es beansprucht einen vollen Mann, der sich nicht sklavisch an das Überlieferte hält, sondern selbständig die Tiefen des Spiels zu ergründen sucht.“
Wilhelm Steinitz, Schach-Weltmeister 1886-1894
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„Ich glaube, Schach besitzt auch im fortgeschrittenen Alter noch magische Kräfte. Ein rheumatisches Knie wird während einer Schachpartie vergessen, und auch andere Ereignisse werden recht unwichtig, wenn man sie mit einer Katastrophe am Schachbrett vergleicht“.
Vlastimil Hort, Schach-Großmeister
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Bogoljubow und Tartakower sollten einmal in einem Gästebuch ihre Liebe zum Schachspiel begründen. Bogoljubow schrieb: „Ich liebe das Schachspiel, weil es so logisch ist.“
Tartakower las dies und konnte natürlich der Verlockung nicht widerstehen: „Ich liebe dasSchachspiel, weil es so unlogisch ist.“
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Man lernt Schach nur durch Fehler. Im Fehler steckt immer etwas Richtiges. Savielly Tartakower (1887-1956)
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Wenn Dein Gegner Dir ein Remis anbietet, versuche herauszufinden, weshalb er glaubt, schlechter zu stehen. (Nigel Short, britischer Großmeister)
Ich hatte Zahnschmerzen im ersten Spiel, Kopfweh im zweiten, eine Rheuma-Attacke im dritten und während der vierten fühlte ich mich gar nicht gut. Und in der fünften? Nun, man muss doch nicht jedes Spiel gewinnen, oder? (Savielly Tartakower, poln.-franz. Großmeister)
Meister Benjamin Blumenfeld erhielt in einer Partie eine Stellung, bei der er mit dem letzten Zug vor der Zeitkontrolle mattsetzen konnte. Noch etwa 10 Minuten hatte er Bedenkzeit und saß angestrengt nachdenkend da. Sein Gegner begann nervös zu werden. Ob der Meister wirklich das Matt nicht sieht? Noch drei Minuten vergingen. Alle hielten den Atem an und warteten gespannt. Da führte der Meister plötzlich den Mattzug aus.
„Worüber haben Sie nachgedacht?“ fragte der Gegner des Meisters verwundert. „Haben Sie das Matt wirklich nicht gesehen?“.
„Doch, das Matt habe ich gesehen, aber ich bemühte mich, herauszufinden, warum Sie nicht aufgeben.“
Die erstaunliche Logik und die mathematische Exaktheit stellen das Schachspiel auf eine Stufe mit jeder exakten Wissenschaft, während Schönheit und Bildhaftigkeit seiner Ausdrucksform im Verein mit künstlerischer Phantasie es in eine Reihe mit allen anderen Künsten rücken lässt. (Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Philosoph und Mathematiker)
Das Schachspiel ist nicht bloß eine müßige Unterhaltung. Verschiedene schätzbare und im Laufe des menschlichen Lebens nützliche Eigenschaften des Geistes können dadurch erworben oder gekräftigt werden, so dass sie Gewohnheiten werden, die uns nie im Stich lassen. (Benjamin Franklin (1706-1790), Erfinder und Staatsmann in den USA)
Zwei hübsche Anekdoten aus vergangenen Schachzeiten – beigetragen von Peter Schulze
Der Berliner Meister Curt von Bardeleben (1861-1924) war ein hochsensibler, auf seine Umgebung allerdings oft skurril wirkender Mensch. Als er beim Schachkongress in Hastings 1895 nach vorzüglichem Start und wohlberechtigten Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden gegen Steinitz in einen Mattangriff geriet, gab er die Partie nicht etwa auf, sondern verschwand einfach aus dem Turniersaal und ließ sich nicht mehr blicken! Diese Form der Kapitulation praktizierte er später häufig, so dass man ein damals geflügeltes Wort mit seinem Namen verknüpfte:
„Liegt Deine Partie aber ganz danieder, dann geh‘ mal raus und komm‘ nicht wieder!“
Eine verfeinerte Form dieser Gepflogenheit wandte er beim Großmeisterturnier 1900 in München an. Als er gegen Schlechter in eine Verluststellung kam, machte er sich wiederum aus dem Staube, doch diesmal nicht sang- und klanglos: Er schickte einen Dienstmann, der seinem Gegner die Partieaufgabe übermittelte!
Bei der 46.UdSSR-Meisterschaft in Tiflis war die Partie zwischen Wladimir Bagirow und dem künftigen Weltmeister Garri Kasparow unentschieden ausgegangen, weil Kasparow sich im entscheidenden Moment nicht zu einem Figurenopfer entschließen konnte.
Bei der nachträglichen Analyse drehte sich alles um das Versäumnis. Kasparow versuchte sich damit zu verteidigen, dass er einfach nicht alles bis zum Schluss habe durchrechnen können. Da meinte Ex-Weltmeister Mikhail Tal trocken: „Gewöhn‘ Dir das mal an, Garri: Erst opfern und dann rechnen!“
Schach ist die komplizierteste Vergeudung menschlicher Intelligenz außerhalb einer Werbeagentur.
Raymond Chandler
Zu wenig Geduld ist wahrscheinlich der häufigste Grund für ein verlorenes Spiel.
Bent Larsen
Du musst nicht gut spielen, es reicht besser zu spielen als dein Gegner.
Unbekannt
Der Bücherdieb
Mitte der 70er Jahre stand in New York ein Mann vor Gericht, der aus verschiedenen Büchereien mehr als 800 Schachbücher gestohlen hatte.
„Ich würde Sie glimpflich davonkommen lassen“, verkündete der Richter, „wenn Sie das Ziel hätten, den WM-Titel in die USA zurückzuholen.
Aber ich habe Ihre letzten Gegner gefragt, und die meinten, dass Karpow sich garantiert keine Sorgen machen muss…“
Wie die Zeit vergeht
In einer amerikanischen Meisterschaft gewann Sherwin in den ersten Runden alle Partien.
Reshevsky, der es ihm gleich tat, sagte:
„Sehen Sie, niemand kann Sie schlagen. Nun muss ich Sie selbst stoppen!“
„Könnte sein“, erwiderte Sherwin, „aber vielleicht stoppe ich auch Sie!“
„Nicht in einer Million Jahren!“, war Reshevsky Antwort.
Wenige Runden später schlug Sherwin Reshevsky und sagte:
“Wie doch die Zeit vergeht….“
Schach lernen in fünf Minuten
Ein Großmeister wurde einmal gefragt:
“Was meinen Sie, wieviel Zeit sollte man investieren, um gut Schach spielen zu lernen?“
„Das hängt von bestimmten Fähigkeiten ab: Bescheidenheit, Willensstärke, Talent,…“
„Und wenn ich diese Fähigkeiten nicht habe?“
„Dann reichen fünf Minuten!“
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Dumme Fragen….
Die Engländer konnten sich bei der Platzvergabe für das Interzonenturnier in Manila 1990 nicht über das Verfahren einigen. Michael Adams setzte sich mit seinem Vorschlag von Schnellpartien durch, nachdem die Kandidaten in eine Bingo-Halle gerufen wurden, wo das Ziehen einer Zahl entscheiden sollte. Adams wählte die „9“ und gewann. Von einem Journalisten gefragt, warum er die „9“ gewählt habe, scherzte er, weil es die Anzahl der Biere sei, die er letzte Nacht getrunken habe.
William Hartston fragte, ob er dies für die Presse zitieren dürfe. Adams verneinte und war stocksauer, als die Story dann doch durch die Presse ging…, sauer auf Hartston, nicht wegen der Story!
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Bogoljubov: „Matt in vier Zügen!“
Tartakower: „Ich verbitte mir jede Belästigung!“
Savielly Tartakower, Großmeister (1887-1956)
„Herr Aljechin, bevorzugen Sie die Dame auf dem Brett oder auf dem Bett?“
„Das kommt auf die Position an.“
In Annalen geblättert…..(beigetragen von Peter Schulze):
Weltmeister Alexander Aljechin beherrschte 10 Sprachen in Wort und Schrift und wurde gefragt, in welcher Sprache er denke:
„ In den Dingen des Alltags russisch,
in abstrakten Fragen deutsch
in Gesellschaft englisch oder französisch…“
Und beim Schach?
„Sofern ich überhaupt denke, dann nur russisch.“
Eine Partie hat normalerweise drei Abschnitte:
Die Eröffnung, in der du hoffst, die bessere Stellung zu erreichen,
das Mittelspiel, in dem du glaubst, die bessere Stellung zu haben und
das Endspiel, bei dem du weißt, dass du ein verlorenes Spiel hast.
Savielly Tartakower, Großmeister (1887-1956)
DAS SCHACHSPIEL
(beigetragen von Peter Schulze)
Auf einem Schachbrett stand der Steine bunte Schar
Nach Stand und Würden hingepflanzet;
der hölzerne Monarch und seine Dame war
Von Reisigen und Türmen rund umschanzet.
Die Läufer, oder wenn wir sie
nach gallischem Kanzleistil nennen wollen,
die Narren spielten große Rollen.
Die Bauern, gar ein zahmes Vieh,
so lange sie nicht ihre Stärke kennen,
die Bauern mussten vorne dran,
um sich zuerst die Köpfe zu verrennen.
Das deutungsvolle Spiel begann;
Gewalt und List regierten die Gefechte;
Hier war der Knecht vom Herrn und dort der Knecht vom Knechte, oft gar der Herr durch seinen Hintermann
von seinem Platz verdrängt. Der stolze Großsultan
sah unbewegt zur Rechten und zur Linken
die Hälfte seiner Nation,
als Opfer des Geschicks zu Boden sinken,
und endlich fiel auch er vom Thron.
Jetzt nimmt der Herr des Spiels, der allen Steinen
Die Rollen ausgeteilt und selbst sie aufgestellt,
sie weg und wirft vermengt die Großen und die Kleinen
in einen dunklen Sack. Dies ist das Bild der Welt.
Gottlieb Konrad Pfeffel (1736 – 1809)
Aus: Alfred Kiefer, Das Schachspiel in Literatur und Kunst Verlag Münchener Buchgewerbehaus GmbH
Der Taktiker muss wissen, was er zu tun hat, wenn es etwas zu tun gibt; der Stratege muss wissen, was er zu tun hat, wenn es nichts zu tun gibt.
Savielly Tartakower, Großmeister (1887-1956)
Eine kleine Anekdote aus früherer Zeit:
Beim Weihnachtsturnier in Hastings 1936/37 kamen George Koltanowski und Sir George Thomas nicht so recht in Schwung, lagen ständig am Ende des Feldes und kiebitzten selbstverständlich mit besonderem Interesse bei jeder Partie des anderen um die rote Laterne.
Fragt der Sir seinen Namensvetter: „Sie haben ja die Qualität weniger, geopfert oder eingestellt?“
Koltanowski mit vielsagender Geste: „Das kann ich im Moment noch nicht sagen. Wenn ich gewinne, war es ein Opfer, wenn ich verliere, war es ein Versehen.“
Ein Beitrag von Peter Schulze aus Leipzig. Vielen Dank!
Bei einem Turnier in England war George Koltanowski gegen Weltmeister Aljechin in Vorteil gekommen und stand bei Abbruch der Partie bedeutend besser. In der Mittagspause lief er mit seinem Taschenschach umher und ließ sich von jedermann bestätigen, dass er den großen Aljechin völlig auseinander genommen habe. Als er auf den alten Spötter Tartakower traf, stellte er auch ihm die Frage: „Nun, was glauben Sie, wer diese Partie gewinnt?“ Tartakower erwiderte seelenruhig: „Aljechin.“
Verwundert rief Koltanowski: „ Aber meine Stellung ist doch eindeutig besser!“ Tartakower meinte trocken: „Sie haben mich ja nicht gefragt, wer besser steht, sondern wer die Partie gewinnt“, und ließ den verdutzten Koltanowski stehen.
Und wirklich: Aljechin gewann die Hängepartie!
(von Peter Schulze)