Aus aktuellem Anlass hatten wir im letzten Rundschreiben (Nr. 48 im Juni 2022) das Thema Computerbenutzung im Fernschach, speziell bei CCI, angeschnitten. Die Diskussion darüber geht natürlich weit über CCI hinaus und betrifft alle Fernschach-Organisationen. Seitdem die ersten Schachcomputer in den 1990er Jahren auftauchten, hat die Stärke der Maschinen (englisch: engines) kontinuierlich zugenommen, und jeder Fernschachfreund muss sich damit irgendwie auseinandersetzen.
Wie geht nun jeder individuell damit um? Das Spektrum ist sehr breit. Manch einer hat sich konsequent vom kompletten FS-Geschehen abgewendet, andere kaufen und installieren ständig die neuesten Programme. Zwischen diesen beiden Extremen bewegen sich auch die Reaktionen der CCI-Mitglieder. Wir hatten aufgerufen, uns Meinungen und Stellungnahmen zu senden. Mehrere sind eingegangen und werden nachfolgend veröffentlicht:
Heinz Hoßdorf:
„Schachcomputer im Fernschach?! In der heutigen Zeit dürfte wohl fast jeder auch ein Schachprogramm im PC haben. Bei zwei gleichstarken Programmen ist ein Remis vorprogrammiert. Aber macht es noch Spaß, Computer gegen Computer spielen zu lassen? Es sollte doch so sein, dass eigene Gedanken zum Sieg (oder auch nicht) verhelfen. Ich setze den Computer nur gelegentlich ein, um von mir verlorene Partien zu analysieren.“
Alfred Stummerer:
„Zum Thema des Einsatzes von Schach-Computerprogrammen teile ich weitgehend die Meinung des Vorstandes.
Tatsache ist, niemand verliert gerne. Also wird er oder sie sich erlaubter, aber leider auch unerlaubter Hilfsmittel bedienen. Wer kann es ihnen verübeln, sind wir doch alle Menschen mit mehr oder weniger gefestigten moralischen Grundsätzen. So ist der Einsatz von Hilfsmitteln beim Fernschach nicht unbedingt verboten oder sogar verwerflich. Sieht man sich die Ergebnisse internationaler und nationaler Meisterschaften an, so wird man bemerken, dass man nur mit diesen Hilfsmitteln bestehen kann. Die Anzahl der Remispartien ist enorm, und nur wer ein gutes, schnelles Gerät und entsprechende Software hat, kann mithalten. Das ist so ähnlich wie in der Formel 1 beim Autorennsport. Auch dort gewinnt nur der, der den stärksten Motor hat und in die Spitzentechnologie viel Geld investieren kann. Der Pilot hinter dem Lenkrad ist zweitrangig geworden.
Wollen wir „einfachen“ Fernschachspieler das wirklich? Beim Fernschachspiel mit Freunden kann man auf den Computer verzichten. Da steht doch etwas anderes als der Gewinn im Vordergrund. Die nette Korrespondenz, der Austausch von Meinungen, die gegenseitige Information, das gemeinsame Interesse und vielleicht sogar das persönliche Kennenlernen lassen einen Sieg auf dem Schachbrett in den Hintergrund treten. SoCU- und Nostalgieturniere sind wunderbar dazu geeignet. Nehmen wir teil und erfreuen uns am Schach und an der Korrespondenz.
Der Vorstand sollte die Richtung vorgeben. Ob sich das einzelne Mitglied daranhält, kann er nur wenig beeinflussen. Es liegt an uns Mitgliedern, wie und wohin sich CCI entwickelt.“
Volker Heintze:
„Es ist nun einmal so, dass man es nicht oder schlecht kontrollieren kann, und es ist in dem Sinne ja auch nicht verboten (ausser bei den Turnieren, die extra dafür ausgeschrieben sind), also kann man sie benutzen und muss damit rechnen, dass auch der Fernschachpartner sie benutzt. Ich habe aber kein Problem damit und finde generell, dass Fernschachpartien auf einem höheren Niveau gespielt werden sollten, da der Faktor Bedenkzeit wegfällt. Also wird bei kniffligen Stellungen auch schon einmal der Computer befragt. In der Eröffnungsphase sowieso, die Datenbank-Suche ist so viel schneller, bevor ich mich durch meine ganze Literatur wühle. Für mich ist das Ergebnis eher zweitrangig, der Austausch (dass ein bisschen etwas erzählt wird) ist für mich die wichtigere Komponente. Zum Thema „Fernschach im 21. Jahrhundert“ gab es kürzlich einen Artikel in SCHACH (Heft 2/2022).“